Implementierung einer internetbasierten Kommunikationsunterstützung im Rahmen eines „Blended Care Ansatzes“ in der stationären psychiatrischen Versorgung von Geflüchteten
Akronym: I-REACH (Internet based REfugee mentAl healtH Care)
Träger/ Förderer
Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMBF)
Projektlaufzeit
2019 bis 2024
Konsortialführung
Prof. Dr. Christine Knaevelsrud
Projektleitung
Prof. Dr. med. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank
Mitarbeitende
Dr. Isabelle Reinhardt (operative Projektleitung)
Thea Kreyenschulte (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)
Karolina Mokhtar (Study Nurse)
Rosa Holsten (Wissenschaftliche Hilfskraft)
I-REACH ist Teil eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Konsortiums von Forschungsverbünden zur psychischen Gesundheit geflüchteter Menschen. I-REACH umfasst insgesamt fünf Teilprojekte (s. Abbildung). Die Projektlaufzeit für das im (teil-)stationären Versorgungsbereich durchgeführte Teilprojekt (SP4) ist von 2019 bis 2024 geplant.
Das Hauptziel der Untersuchung im LVR-Klinikverbund (SP 4) ist es, die klinische Implementierung einer App im stationären Bereich für Geflüchtete mit psychischen Erkrankungen durchzuführen. Die zentrale Forschungsfrage, die im Rahmen des Projekts untersucht werden soll, ist, ob ein „Blended-Care“-Ansatz (d.h. die Kombinationsbehandlung aus persönlich erbrachten therapeutischen Elementen und Nutzung einer internetbasierten Kommunikationsunterstützung) in der stationären psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung von Geflüchteten in der klinischen Praxis realisierbar ist und genutzt wird. Außerdem wird untersucht, ob die Nutzung der App zu einer höheren Zufriedenheit bei Menschen mit Fluchterfahrungen und einer höheren Therapeutenzufriedenheit sowie zu besseren klinischen Ergebnissen führt. Schließlich soll ein Interventionsleitfaden bereitgestellt werden, in dem fördernde und hindernde Faktoren für die Umsetzung beschrieben werden.
Hintergrund
Geflüchtete Menschen haben ein hohes Risiko für psychische Erkrankungen: Studien zeigen, dass Geflüchtete eine Prävalenz von ca. 30% für eine posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) und eine ebenso hohe Prävalenz für Depressionen aufweisen (Lindert, 2017; Steel, 2009). In der stationären psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung stellen Menschen mit Fluchterfahrungen mittlerweile eine große Betroffenengruppe dar (Schaffrath et al., 2017). Allerdings besteht eine Versorgungslücke zwischen der Entwicklung neuer Behandlungsformen und der Implementierung dieser Behandlungsformen in die psychiatrisch-psychotherapeutische Routineversorgung. Es fehlt an spezifisch auf die Bedarfe und Bedürfnisse von Flüchtlingen angepassten Behandlungsmethoden. Insbesondere wäre eine niederschwellige Behandlungsoption, die auch in der Muttersprache angeboten werden kann, wünschenswert.
Studiendesign und Zielpopulation
I-REACH ist eine zweijährige beobachtende, quasi-experimentelle, prospektive, kontrollierte Studie über die Umsetzung eines Blended-Care Ansatzes in der stationären psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung von psychisch erkrankten Menschen mit Fluchterfahrungen. Die Untersuchung wird an insgesamt acht LVR-Kliniken durchgeführt: In vier LVR-Kliniken wird für alle Arabisch- und Farsi sprechenden Patient*innen eine App zusätzlich zur Routineversorgung angeboten, vier weitere LVR-Kliniken nehmen als Kontrollgruppe teil (Routineversorgung ohne zusätzliche App-Nutzung). Die im vorliegenden Projekt genutzte „Blended-CETA Version“ der App wurde speziell für den stationär-psychiatrischen Bereich angepasst. Dabei wurde die App als Kommunikationsmedium zwischen Behandelnden und Patienten*Patientinnen weiterentwickelt. Patient*innen haben die Möglichkeit, in Ihrer Muttersprache (Arabisch und Farsi) Informationsmaterial, sowie Arbeitsblätter zu lesen und zu bearbeiten.
Aktueller Stand des Projekts
Nach Fertigstellung der App wurde im Juni 2022 mit der Rekrutierung begonnen. Es ist insgesamt eine Rekrutierungsdauer von 24 Monaten geplant.
Hier finden Sie unseren Projektflyer für Patient*innen (Deutsch, Arabisch, Farsi).
Sie haben Fragen zum I-REACH Projekt oder möchten den Projektflyer als PDF-Version zugeschickt bekommen? Sie erreichen uns unter ireach@lvr.de.
Publikationen
Böttche M, Kampisiou C, Stammel N, El-Haj-Mohamad R, Heeke C, Burchert S, Heim E, Wagner B, Renneberg B, Böttcher J, Glaesmer H, Gouzoulis-Mayfrank E, Zielasek J, Konnopka A, Murray L, Knaevelsrud C. From Formative Research to Cultural Adaptation of a Face-to-Face and Internet-Based Cognitive-Behavioural Intervention for Arabic-Speaking Refugees in Germany. Clin Psychol Eur. 2021 Nov 23;3(Spec Issue):e4623. doi: 10.32872/cpe.4623. PMID: 36405676; PMCID: PMC9670828.
Referenzen
Lindert J, von Ehrenstein OS, Wehrwein A, Brähler E, Schäfer I. Anxiety, Depression and Posttraumatic Stress Disorder in Refugees - A Systematic Review]. Psychother Psychosom Med Psychol. 2018 Jan;68(1):22-29. doi: 10.1055/s-0043-103344.
Schaffrath J, Schmitz-Buhl M, Gün AK, Gouzoulis-Mayfrank E. Psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung von Geflüchteten am Beispiel eines großen psychiatrischen Versorgungskrankenhauses im Rheinland. Psychother Psych Med 2017; 67(03/04): 126-133. DOI: 10.1055/s-0042-116081.
Steel Z, Chey T, Silove D, Marnane C, Bryant RA, van Ommeren M. Association of torture and other potentially traumatic events with mental health outcomes among populations exposed to mass conflict and displacement: a systematic review and meta-analysis. JAMA. 2009 Aug 5;302(5):537-49. doi: 10.1001/jama.2009.1132.
Weitere Informationen zum Verbundprojekt I-REACH finden sich unter: https://www.mentalhealth4refugees.de/de/i-reach
Teilprojekt 4 des I-REACH Forschungsverbundes ist im Deutschen Register Klinischer Studien registriert (DRKS-ID: DRKS00025972). Weitere Informationen finden Sie unter diesem Link zum DKRS.